Vor nunmehr 50 Jahren wurde der Fanfarenzug aus der Taufe gehoben. Es gab – wie in allen Vereinen – Höhen und Tiefen. So ein Jubiläum ist ein guter Anlass, einmal zurück zu blicken und die alten Protokollbücher zu durchstöbern. Deshalb hier nun ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte Fanfarenzug Möhringen.
Teil 4: 1993 bis 2002
Ein weiteres Narrentreffen im Städtle eröffnete das vierte Jahrzehnt für den Fanfarenzug. Dieses Mal hatten wir auf dem Rathaus-Parkplatz unseren Städtlefeststand aufgebaut, das bedeutete neben den musikalischen Einsätzen auch Arbeit vor, während und nach dem Narrentreffen. Dankenswerterweise fanden sich fleißige Helfer, die den Stand bewirteten, während wir beim Narrenbaumstellen und beim Umzug die Narrenzunft lautstark unterstützten.
Das 30jährige Jubiläum wurde nicht mit einem großen Fanfarentreffen gefeiert, sondern mit einem Festessen im Naturfreundehaus, wozu alle aktiven und ehemaligen Spieler samt Frauen geladen waren. Für Auflockerung sorgten ein Diavortrag und Sketche, und so mancher blieb bis in die frühen Morgenstunden.
Abschluss der Fasnet 1994 war für den Fanfarenzug ein zweitägiger Trip zum Carneval in Chalon sur Saône, wo wir 1986 schon einmal zu Gast waren. Im weiteren Verlauf des Jahres stand neben einigen Fanfarentreffen auch eine Radtour auf dem Programm.
Nach dem Städtlefest im August bereichterte der FZ am ersten September-Samstag die 900-Jahr-Feier in Neuhausen bei Villingen, dem Heimatort des musikalischen Leiters Dieter Link. Manche Spieler waren den ganzen Umzug am zittern, aber nicht weil es kalt gewesen wäre, sondern aus Respekt vor dem Riesenochsen, der hinter uns im Umzug lief. Aber im Nachhinein war die Furcht unbegründet, alles ging gut und die Überlebenden haben dieses Glück dann auch entsprechend gefeiert.
Am Zunftball 1995 konnten wir unser neues Fasnethäs, eine Kombination aus den Möhringer und den Badener Wappenfarben, dem Publikum vorstellen. Während des Sommers trafen wir uns zu gemeinsamen Proben mit den Fanfarenzügen aus Wehingen und Hirrlingen, um im Oktober zum 30jährigen Jubiläum des FZ Hirrlingen die eingeübten Stücke aufzuführen. Ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten.
Ein Wechsel in der Vorstandschaft stand zur Generalversammlung 1996 an. Vorstand Peter Heller und Kassier Gerhard Weber stellten ihre Ämter nach zehnjähriger hervorragender Arbeit zur Verfügung. Die Versammlung wählte Matthias Katz zum neuen Vorstand und Bernhard Honer zum Kassier.
Ende Mai besuchte der Fanfarenzug zusammen mit der Zunftgarde nach 11 Jahren wieder einmal unsere italienische Partnerstadt Battaglia Terme. Nach der Anreise im Bus stand am Samstag zunächst eine kurze Bootstour in Padua auf dem Programm, danach ein Umzug durch Battaglia mit Fototermin an der Via Möhringen und schließlich ein Platzkonzert auf dem Marktplatz. Am Sonntag durften wir die Remada, eine Jedermanns-Regatta, musikalisch umrahmen. Mit dem Bus ging es von Brücke zu Brücke zum Spielen, nur unterbrochen vom Mittagessen. Die vierte Brücke war der Zieleinlauf, und nach der Siegerehrung dort hatte auch der beste Bläser keinen Ansatz mehr. Bis zum Abend hatten die meisten wieder neue Kräfte gesammelt, und im Festzelt gaben wir noch einmal unser Bestes.
Auf Einladung unseres Gründungsmitglieds Wolfgang Weiss verbrachten wir Ende Januar 1997 zusammen mit den Donewagges ein Wochenende in Neuss bzw. Düsseldorf. Gilase feierte seinen 60. Geburtstag und wir durften musikalisch gratulieren. Nach der Anreise verbrachten wir den Freitagabend an „der längsten Theke der Welt”. Am Samstag stand eine Sight-Seeing-Tour auf dem Programm, danach Umziehen und Generalprobe. Für den Abend hatte Wolfgang Auftritte bei zwei Karnevalssitzungen organisiert, bevor die Wagges und der FZ dann den Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten darstellten. Für beide Gruppen war das einmal was ganz anderes, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir zwei Stücke gemeinsam spielten. Dies wurde am Zunftball mit großem Erfolg wiederholt, blieb aber leider bis jetzt das einzige Mal.
Im November 1997 besuchte der Fanfarenzug zusammen mit der Zunftgarde zum ersten Mal Waidhofen an der Ybbs, unsere österreichische Partnerstadt. Nach der nächtlichen Anreise und dem Quartierbezug auf dem Berg stand eine kleine Wanderung zu einem Tierpark an. Am Abend waren wir zu einer Theateraufführung eingeladen. Das Stück war sehr lustig, aber manche bekamen nicht jede Pointe mit, da sie ihre Augenlider von innen betrachteten. Am Sonntag spielten wir nach dem Gottesdienst vor der Dorfkirche, dann ging es mit dem Bus zum Rathaus, das wir besichtigen durften. Am Abend umrahmten wir eine Schulentlassfeier der Stadt Waidhofen, danach waren wir noch einige gesellige Stunden im Quartier beisammen, bevor am Montag die Heimreise angetreten wurde.
Das 35jährige Jubiläum beging der Fanfarenzug am 2. Mai 1998 mit einem Sternmarsch mit 14 Fanfarenzügen, die auf dem Hechtplatz die Handwerker beim Stellen des Maibaums musikalisch unterstützten. In der Angerhalle wurden die neu angeschafften Marschtrommeln eingeweiht, und nach den Auftritten der Gastfanfarenzüge klang der Abend mit Musik und Tanz aus.
Zwei Wochen später nahmen wir beim Landesverbandstreffen wieder einmal am Wertungsspiel teil – mit Erfolg: mit „Der Galan” und „Zu Pferde” erreichten wir den ersten Rang unserer Wertungsklasse.
Ende Mai 1999 durfte der Fanfarenzug wieder einmal nach Frankreich; zusammen mit der Zunftgarde fuhren wir in die Tuttlinger Partnerstadt Draguignan. Nach der 12stündigen Anfahrt bezogen wir die Quartiere, anschließend ging es bei sommerlichen Temperaturen nach St. Tropez, um dort den Nachmittag zu verbringen. Zurück in Draguignan gab es einen kleinen Umzug zum Marktplatz, und der Abend klang bei vin rouge im Ludwigstal aus. Der Sonntag begann mit einem Platzkonzert in einem Bergdörfchen, bevor am Nachmittag das große Blumenkorso stattfand. Die einfallsreich geschmückten Wagen waren jetzt schon ein Augenschmaus, aber am Abend bei der Wiederholung kamen sie durch die Beleuchtung nochmal so eindrucksvoll daher. Ein tolles Erlebnis, wenn auch die Füße brannten und die Hemden nassgeschwitzt waren.
Passend zu dem neuen Stück „Vivaldi’s Frühling” stellten wir am Zunftball 2000 das neue Fasnethäs den Möhringer Narren vor: Fräcke in roter, blauer oder grüner Samt-Imitation, dazu eine schwarze Kniebundhose, weißes Hemd mit „Gardine” und auf dem Kopf ein Dreispitz.
Im Oktober hatte der Fanfarenzug einen schweren Einschnitt zu verkraften: Dirigent Dieter Link gab nach 18 Jahren erfolgreicher Tätigkeit sein Amt ab. Unter seiner Leitung erlebte der Fanfarenzug viele schöne Auftritte im In- und Ausland und erreichte mit 32 aktiven Spielern den höchsten Stand seit der Gründung. Als Nachfolger wurde Jügen Beller bestimmt.
Gleich zu Beginn des Jahres 2001 musste der Fanfarenzug vor Gericht. Dem hochweisen und närrischen Schemengericht war missfallen, dass der Weihnachtsbaum am Hechtplatz nicht ordnungsgemäß gestellt werden konnte, da das Loch noch von unserem Maibaum besetzt war. Vorstand Matthias Katz musste dafür am Schmotzigen geradestehen und nahm tapfer stellvertretend für uns alle die Sublodere-Schläge entgegen.
Das Maibaumstellen bot dann den angemessenen Rahmen zur Urteilseinlösung: Uns wurde die „Maibaum-Aufstell-Abbau-Christbaum-Aufstell-Abbau-Loch-Ordnung” zur künftigen gewissenhaften Befolgung überreicht. Erstmals seit 14 Jahren wurde das Maibaumstellen mit einem Fest gefeiert.
Am 6. Oktober 2001, einem Donnerstag, hatte der FZ einen großen Auftritt bei der „Landesschau on Tour” auf dem Tuttlinger Marktplatz. Kurz vor dem Abspann durften wir von der Königsstraße einmarschieren. Sehr interessant, einmal mit zu erleben, wie es beim Fernsehen so zugeht.
Zum Maifest 2002 hatten wir nach langer Zeit wieder einmal ein Zusammenspiel mit der Stadtkapelle geplant, aber das fiel buchstäblich ins Wasser. Aber wir hatten nicht umsonst geprobt, am Platzkonzert im Anger konnten wir im Juni die beiden Stücke aufführen.
Ende August konnten wir unserem Patenverein FZ Durchhausen zum 20jährigen gratulieren. Mit der Jahresabschlussfeier im Dezember endete ein weiteres Jahrzehnt Fanfarenzug.